Das Plankis ist eine Stiftung, die seit ihrer Gründung ein klares Ziel verfolgt: bedürftigen Menschen einen Platz in der Welt und in der Gesellschaft zu geben. Der Gründer Johann Peter Hosang setzte sich mit ganzem Herzen dafür ein, diesem Leitsatz treu zu bleiben. Wäre er heute noch am Leben, würde er wohl mit Stolz sehen, dass sein Mantra bis heute unverändert fortlebt.
An einem sonnigen Frühlingstag besuchten wir Plankis, ein Ort, der so strahlend ist wie seine Bewohnerinnen und Bewohner sowieseine Betreuenden Täglich fahren viele Menschen die Emserstrasse entlang, ohne zu wissen, dass sich hier ein so lebensfroher und herzlicher Ort befindet.
Mit diesem Artikel möchten wir allen Leserinnen und Lesern einen Einblick in die besondere Atmosphäre und das Wirken der Stiftung Plankis geben.
John und Leonard, zwei Menschen mit einer Beeiträchtigung, die im Plankis im Garten tätig sind, führen uns freundlich und mit viel Stolz durch ihr Reich. In der Gärtnerei werden das ganze Jahr über Blumen und Gemüse, für Floristik, Lebensmittelverarbeitung und Direktverkauf gepflanzt. Sie beginnen ihre Arbeit in der Regel gegen 8:30 Uhr und sind bis zum Mittag aktiv, die meisten Mitarbeitenden arbeiten hier in Teilzeit.
An diesem Tag hat John damit begonnen, die Blumen zu düngen, eine Aufgabe, die den ganzen Vormittag in Anspruch nimmt. Er liebt die Arbeit im Garten und übernimmt fast alle Aufgaben mit grosser Freude, nur Adventskränze binden gehört nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
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Bild 1 von 3. John. John arbeitet im Plankis, wohnt jedoch in Felsberg. Ihm gefallen alle Arbeiten, die mit dem Garten zu tun haben. Bildquelle: RTR.
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Bild 2 von 3. Leonard. Leonard ist langjähriger Klient der Institution Plankis und arbeitet für sein Leben gern im Garten. Bildquelle: RTR.
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Bild 3 von 3. Stolz auf seine Arbeit. Leonard zeigt uns seinen selbst angepflanzten Rhabarber, der schon tüchtig gewachsen ist. Bildquelle: RTR.
Leonard zeigte uns stolz seinen selbst angepflanzten Rhabarber, der bereits beeindruckend gross gewachsen ist. Bei Plankis fühlt er sich wie zu Hause und geniesst jede Minute, die er im Garten verbringen darf. «Ich liebe einfach alles hier und mache alles gern», erzählt er mit leuchtenden Augen.
Das Plankis in Chur bietet geschützte Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Dies ist eine Seltenheit in der Schweiz. Auf 30 Hektar Land werden Kühe, Milchziegen, Legehennen, Pferde und Gänse gehalten. In der eigenen Sennerei entstehen unter der Marke «Churer Milch» Joghurt und Pastmilch. Alle Produkte werden direkt vor Ort verarbeitet und vermarktet.
In der Sennerei durften wir Severin, der schon seit 18 Jahren im Plankis lebt und arbeitet, einige Fragen stellen. Severin war gerade dabei, Joghurtkisten in die Abwaschmaschine zu stellen und nach einer zweiminütigen Wäsche wieder herauszunehmen und aufeinanderzustapeln. Severin zeigt uns den Stall und wie die Kisten gewaschen werden.
«Im Stall hat es einen Geissbock und viele Ziegen», erklärt er uns. Ihm gefallen die Tiere sehr und er hält sich sehr gerne im Stall auf. Als wir Severin jedoch fragten, was denn sein Lieblingsort sei, erzählte er uns, dass er am letzten Dienstag das 5. Playoff-Spiel der beiden Mannschaften ZSC Lions und HC-Davos live in der Swiss Life Arena verfolgen durfte.
Severin lebt allein in einer Wohnung im Plankis und erzählt uns, er sei oft mit seinen Freunden. In der Sennerei arbeitet er mit anderen Klienten zusammen, mit denen er sich seine Arbeit teilt.
Familiäre Stimmung schaffen
Beda Gujan, der Geschäftleiter, erzählt, dass die Mitarbeitenden alles geben, um den Bewohnern und Bewohnerinnen ein Zuhause zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen. Ein wichtiger Punkt, sei der Umgang mit den Klienten. Der Geschäftsleiter behandelt die Klienten genau gleich wie die Mitarbeiterden ohne Beeinträchtigung, erklärt er uns bei einem Interview in der Cafeteria.
Wir alle haben eine leichte Beeinträchtigung. Wir wissen nur, wie wir damit umgehen können.
Es sei wichtig, ihnen den notwendigen Respekt zu geben und sie gerecht zu behandeln. Ausserdem spielen die gemeinsamen Wohngemeinschaften eine grosse Rolle, denn sie sorgen für eine familiäre Stimmung zwischen den Klienten.
Er selbst habe auch Kontakt mit den Klienten und isst regelmässig mit einigen zu Mittag. Ihm sei es sehr wichtig, selbst auch Beziehungen aufzubauen und dies sei auch nicht sehr schwierig, denn in der Institution seien mehrheitlich Klienten mit einer mittleren- bis schwachen Beeinträchtigung.
Sexualität und Beziehung
Als wir uns bei Gujan über die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten erkundigt haben, hat er uns eine sehr ausführliche Antwort gegeben und es mit einem schönen Beispiel erläutert. «Es ist zwar ein relativ intimes Thema, dennoch gehört auch hier die Sexualität zu einem Bedürfnis der Klienten.» Er erklärt uns, dass hier vieles möglich ist. Beziehungen zwischen Klientinnen und Klienten oder eine Beziehung von einer Person, die nicht betreut wird, sind möglich. Dennoch wird bei der zweitgenannten Beziehung geachtet, dass keine Person unter das Rad gerät.