Die Häuser von Brienz sind erneut leer, die insgesamt 91 Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihr Dorf am 17. November 2024 verlassen. Erneut droht nämlich eine Steinlawine. Die Evakuierung könnte dieses Mal länger andauern, möglicherweise bis im Frühling 2025, so die Einschätzung der Experten. Nun gilt die rote Phase, dies heisst niemant darf das Dorf betreten.
Bereits im Mai 2023 mussten die Brienzerinnen und Brienzer das Dorf für mehrere Wochen verlassen. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni 2023 rutschten mehrere Millionen Kubikmeter Material Richtung Dorf. Die Schuttlawine stoppte jedoch kurz vor dem Dorf, begraben wurden lediglich ein Stall und eine Verbindungsstrasse. Anfang Juli 2023 konnten die Bewohnerinnen und Bewohner schliesslich wieder nach Hause zurückkehren.
Eindrücke aus dem Dorf Brienz/Brinzauls
Der Hang ist unberechenbar
Nach dem regnerischen Frühling und Frühsommer haben die Geologen mehr Bewegung festgestellt. Obwohl die Rutschung dank der trockenen Phase Ende Oktober und November verlangsamt habe, bewege sich der Hang immer noch 20 Zentimeter pro Tag. Gemäss den Experten ist es möglich, dass sich die Situation wieder beruhigt, es sei jedoch nicht auszuschliessen, dass sich rund 1,2 Millionen Kubikmeter Material lösen und mit einer hohen Geschwindigkeit Richtung Dorf donnern. Wenn das der Fall wäre, würden die Warnsysteme nicht genügen, um die Menschen und Tiere in nützlicher Frist zu warnen. Aus diesem Grund hat der kantonale Führungsstab die Evakuation schliesslich angeordnet.
Steinschlag und Schuttlawinen gehören zum Dorf
Bereits seit über zwei Jahrhunderten bewegt sich der Hang oberhalb von Brienz. Der erste geologische Bericht datiert vom Jahre 1879. Seit dem wurden auch verschiedene Massnahmen ergriffen, um den Hang zu stabilisieren und das Dorf zu schützen. Es donnerten auch immer wieder Steine zu Tal, die Häuser haben Risse in der Fassade und auch der Kirchturm musste bereits stabilisiert werden. Die Bevölkerung hat gelernt mit der permanenten Bedrohung und der Konsequenzen zu leben.