Feuer, die Leben fordern, ganze Dörfer bedrohen, Hotels zerstören oder ganze Wälder verwüsten. In Graubünden gab es immer wieder grosse Brände, die Spuren hinterlassen haben. Dies ist eine nicht vollständige Übersicht der Brände, die sich besonders in das kollektive Gedächtnis der Bündnerinnen und Bündner eingegraben haben.
Chur, 1574: grosser Brand mit Todesopfern
In der Bündner Hauptstadt gab es immer wieder grosse Brände. Einer der frühesten dokumentierten datiert vom 23. Juli 1574. 174 Häuser und 114 Ställe, was ungefähr der Hälfte der Stadt entsprach, seien dann durch das Feuer zerstört worden. 14 Personen haben ihr Leben verloren. Dies ist auf der Webseite der Stadt zu lesen.
Lavin, 1869: das Feuer von Lavin
Innerhalb einer Stunden stand das Dorf Lavin in Flammen, sogar die Brunnen hätten gebrannt, so wird berichtet. Das Feuer brach am Nachmittag des 1. Oktober 1869 aus.
Wo und warum das Feuer ausgebrochen ist, konnte nie geklärt werden. Einige sind der Meinung, dass es Kinder waren, die mit Streichhölzer Murmeltiere in einer dunklen Scheune suchten, andere sagen, dass das Feuer in einer Backstube ausgebrochen sei. Klar ist jedoch, dass die ganze Gemeinde niedergebrannt ist, 300 Personen haben ihr Zuhause verloren, drei ihr Leben.
Zernez, 1872: Verdächtige aber keine Schuldigen
Ein schöner, trockener Tag mit Wind – so präsentierte sich der 5. September 1872 in Zernez. Um 17 Uhr brach im Haus von Niculin Serardis ein Feuer aus. Das breitete sich schnell aus. Zu dieser Zeit war der Telegraf die einzige Möglichkeit, die Nachbargemeinden zu kontaktieren. Doch genau zu dieser Zeit waren die Büros nicht besetzt. Erst nach Stunden wurden Boten mit Pferden losgeschickt. Von 157 Häusern brannten 117 nieder. Zwei Jahre später war der grösste Teil des Dorfes wieder aufgebaut.
Die Verantwortlichen der Gemeinde haben schnell Verdächtige gefunden, aber niemandem konnte etwas nachgewiesen werden. Auch das Kantonsgericht bestätigte später, dass man keinen Schuldigen gefunden habe.
Tersnaus, 1900: 60 Personen verloren ihr Zuhause
Es war ungefähr vier Uhr nachmittags als die Kirchglocken des Dorfes Tersnaus im Lugnez zu läuten begannen um die Bewohner und Bewohnerinnen zu alarmieren, damit diese zurück ins Dorf kehrten. Die meisten Erwachsenen und Kinder waren nämlich zu diesem Zeitpunkt auf dem Feld beschäftigt. Als sie zurück ins Dorf kamen, war Tersnaus in Aufruhr.
Obwohl das Dorf bereits eine Wasserversorgung und Hydranten hatte, konnten nur die Kirche, die Casalva und ein Stall gerettet werden. Innerhalb einer Stunde stand das ganze Dorf in Flammen. Insgesamt fielen vier Doppelhäuser, 11 Einfamilienhäuser, 26 Ställe, sechs Werkstätte, ein Kuhstall, zwei Backstuben und sechs Scheunen dem verheerenden Brand zum Opfer. Die 60 Einwohnerinnen und Einwohner waren von einem Tag auf den anderen obdachlos.
Susch, 1925: ein historischer Schicksalsschlag
Am 19. April 1925 kam es im Engadin zum letzten grossen Brand. In Susch brannten innerhalb von wenigen Stunden 42 Häuser. Nur 18 dieser Gebäude wurden wieder aufgebaut, was die Gemeinde nachhaltig veränderte.
Das Feuer brach aus, als die Feuerwehrleute von einer Übung zurückkehrten. Ein betrunkener Feuerwehrmann wird mit dem Ausbruch des Feuers in Verbindung gebracht, welches sich durch starken Wind schnell ausbreitete und fast das ganze Dorf verwüstete. Trotz der Anstrengungen der Feuerwehrleute der Region konnte das Feuer erst nach mehreren Tagen gelöscht werden.
Chur, 1943: als der Calanda in Flammen stand
Am 20. August 1943 waren Rekruten auf dem Rossboden in Chur zum Schiessen. Mit Leuchtmunition schossen sie auf die Flanke des Calandabergs. Bereits gegen neun Uhr morgens begann es das erste Mal zu brennen, dann gelang es den Rekruten noch das Feuer zu löschen. Um 11 Uhr brannte es dann nochmals und dieses Mal konnten die Rekruten das Feuer nicht löschen, auch wegen des Föhns und des trockenen, heissen Sommers.
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Bild 1 von 3. Bildquelle: Forstinspektorat Graubünden – Staatsarchiv Kanton GR.
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Bild 2 von 3. Bildquelle: Stadtarchiv Chur – Foto Salzborn, Chur.
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Bild 3 von 3. Bildquelle: Stadtarchiv Chur – Christian Wieland.
Das Feuer breitete sich innerhalb kurzer Zeit über den gesamten Hang des Calandas aus und zog auch immer weiter Richtung Osten nach Haldenstein. Bereits um vier Uhr hatte das Feuer die obere Waldgrenze erreicht und somit innerhalb weniger Stunden eine Höhendifferenz von 1300 bis 1400 Meter überwunden. Die Haldensteiner mussten deshalb sogar ihre Sachen packen, um für eine allfällige Evakuierung gerüstet zu sein. Rekruten, Feuerwehrleute und alle, die helfen konnten, löschten das Feuer. Insgesamt waren 3600 Personen, 100 Pferde und 16 Motorfahrzeuge im Einsatz. Auch die Armee wurde alarmiert, welche dann das Kommando übernahm.
Drei Tagen und Nächten brannte der Calanda und sorgte für beeindruckende Bilder. Dann begann es ein wenig zu regnen, so dass sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte. Erst drei Wochen später, als es intensiv regnete, konnte das Feuer vollständig gelöscht werden.
Tarasp, 1989: in Vulpera steht das Hotel Waldhaus in Flammen
11 Tage vor Beginn der Sommersaison, am 27. Mai 1989, ist das Hotel Waldhaus in Vulpera komplett ausgebrannt. Morgens um 05:00 Uhr wurde die Feuerwehr von Tarasp alarmiert.
Ein Jäger hatte Rauch im Hotel Waldhaus in Vulpera bemerkt. Als die Feuerwehren aus Tarasp und Scuol vor Ort eintrafen, bemerkten sie, dass es zu spät war. Im Innern des Hotels hatte sich ein riesiges Feuer entwickelt, kurz darauf stand das ganze Hotel in Flammen. Retten konnte man nichts mehr. Nach ungefähr fünf Stunden hatten die rund 80 Feuerwehrleute das Feuer unter Kontrolle gebracht.
Schlussendlich stellte sich heraus, dass es sich um einen Brandstiftungsfall handelte. An verschiedenen Stellen im Hotelkeller seien brennbare Flüssigkeiten gefunden worden. Der Schaden belief sich auf 23 Millionen Franken. Wer für den Brand verantwortlich war, konnte jedoch nie ermittelt werden.
Chur, 1989: Brandanschlag mit vier Toten
Am 2. Juli 1989 kamen bei einem Brand in einem Asylheim in der Nähe des Churer Bahnhofs ein neunjähriges Kind, ein zehnjähriges Kind, ein 18-jähriger Mann und ein 40-jähriger Mann aus Sri Lanka ums Leben. Sie hatten in der Schweiz Schutz vor dem Krieg in ihrem Herkunftsland gesucht.
Wer das Feuer gelegt hatte, konnte nie geklärt werden. Vieles spricht jedoch dafür, dass es sich um einen Brandanschlag von Rechtsextremisten handelte. Anfang dieses Jahres erschien ein Artikel mit neuen Recherchen im Magazin des Tagesanzeigers. Darin wird unter anderem die mangelhafte Arbeit der Behörden bei der Aufklärung des Brandes thematisiert sowie die kollektive Verdrängung des Themas Rechtsextremismus in der Schweiz.
Insgesamt ist es zwischen November 1988 und August 1989 zu vier Brandanschläge auf Unterkünfte für Flüchtlinge in Graubünden gekommen. Nebst dem Fall an der Alexanderstrasse in Chur wurde im Transitzentrum an der Loëstrasse, ebenfalls in Chur zwei Mal Feuer gelegt. Und auch in Klosters-Selfranga gab es damals einen Brandanschlag auf das Bundeszentrum für Asylsuchende. Anders als an der Alexanderstrasse gab es bei den anderen drei Anschlägen keine Verletzten.
Das Churer Stadtparlament hat dem Stadtrat Ende Januar 2025 einen Auftrag übergeben, wonach die Stadt den Brandanschlag von 1989 historisch aufarbeiten und eine Gedenktafel anbringen soll. Bereits im März 2024 hatte ein Stadtparlamentarier versucht, eine Gedenktafel für die Opfer des Brandes zu realisieren. Dies wurde vom Stadtrat mit dem Argument abgelehnt, dass ein Gedenkschild für einen Einzelfall weitere ähnliche Wünschen aufbringen könnte. Man wolle einen Präzedenzfall schaffen.
Mesocco, 1997: 390 Hektaren Wald zerstört
Nach einer langen Dürreperiode haben vom 16. bis 30. April 1997 390 Hektaren Wald oberhalb der Gemeinden Grono und Verdabbio gebrannt. Die Flammen und die Hitze haben innerhalb von zwei Wochen all das zerstört, was über Jahrhunderte gewachsen war.
Nebst mehreren Hubschraubern, darunter drei Super-Pumas der Armee, waren 350 Personen am Boden im Lösch-Einsatz. Der Föhn erschwerte die Arbeiten erheblich.
Der Kanton hatte damals mit 1.5 Millionen Franken unterstützt und es wird geschätzt, dass die Schweizer Armee 3.5 Millionen Franken für die Brandbekämpfung dazu gesteuert hat, so ist es der Webseite des Amtes für Wald und Naturgefahren Graubünden zu entnehmen.
Flims, 2006: grosser Brand im alten Dorfkern
Am Abend des 6. Juni 2006 kam es in Flims zu einem Grossbrand. 14 Gebäude, sieben Wohnhäuser und sieben Scheunen wurden komplett zerstört. Gebäude in der Nähe wurden ebenfalls beschädigt. Insgesamt belief sich der Schaden auf rund 10 Millionen Franken.
Die Kantonspolizei Graubünden hatte einige Tage nach dem Brand kommuniziert, dass eine 16-jährige Jugendliche das Feuer in einer Scheune gelegt hatte. Wie sie sich gegenüber der Polizei geäussert hatte, habe sie «nur» diese Scheune anzünden wollen und hätte nicht überlegt, dass das Feuer auf weiter Gebäude übergehen könnte.
Arosa, 2016: zweitgrösster Hotelbrand in Graubünden
Am 30. Dezember 2016 brach im Untergeschoss des Posthotels Holiday Villa in Arosa ein Feuer aus. Rund 150 Personen mussten evakuiert werden, da das Hotel während der Hochsaison gut ausgelastet war. Eine Person erlitt eine schwere Rauchvergiftung, zwei weitere wurden leicht verletzt. Erst nach rund 36 Stunden konnte das Feuer gelöscht werden.
Auch der zweitgrösste Hotelbrand der letzten 100 Jahre in Graubünden, nach dem Waldhausbrand in Vulpera, bleibt ein Rätsel. Die Staatsanwaltschaft hat die Untersuchungen zum Brand 2019 eingestellt. Dies, weil die Brandursache nicht geklärt werden konnte. Die Untersuchungen dauerten über zwei Jahre.
Thusis, 2017: Brand in der Landi
Am 14. Dezember 2017 ist es in Thusis zu einem Grossbrand gekommen. Das Verkaufsgebäude der Landi, das Warenlagen und der Tankstellenshop wurden komplett zerstört. Um das Feuer zu löschen, waren 150 Feuerwehrleute im Einsatz.
Den Brand hatte der Lernende der Filiale gelegt. Da die Landi Flüssigkeiten wie Benzin, Öl und Scheibenreinigungsflüssigkeit verkauft, breitete sich das Feuer sehr schnell aus. Der Schaden belief sich auf rund acht Millionen Franken.
Chur, 2019: zwei Kinder und ihr Vater sterben
Am 13. Januar 2019 kam es in Chur in einem Mehrfamilienhaus zu einem Brandanschlag. Dabei kamen drei Personen ums Leben. Auslöser des Brandes sei ein 33-jähriger Mann gewesen, der sich und seine beiden Kinder im Alter von drei und acht Jahren umbrachte.
Flavio Deflorin wohnte in einer der Wohnungen des Hauses am Foralweg in Chur. Sofort wird er evakuiert, sein Zuhause verliert er innerhalb von wenigen Minuten vollständig. Ein grosser Verlust und eine Tragödie, die einige Zeit brauchte bis sie verarbeitet war. Fast ein Jahr später und mit mehr Abstand hat Flavio Deflorin in der Sendung «Marella» erzählt, wie er den Fall verarbeitet hat.
Chur, 2019: Brand in der Postauto-Garage
Am Abend des 16. Januar 2019 ist in der Postauto-Garage in der Nähe des Bahnhofs in Chur ein grösserer Brand ausgebrochen. Die Fahrzeughalle ist komplett zerstört worden. Die Tankstelle, welche der Halle angeschlossen ist, ist jedoch nicht explodiert. In der Garage befanden sich über 20 Postautos, Autos in Reparatur sowie Privatautos von Angestellten, welche ebenfalls ausgebrannt sind. Auch Autos, die rund um parkiert waren, wurden beschädigt. Der Sachschaden belief sich auf fast 11 Millionen Franken. Rund 6,8 Millionen Franken waren Schäden an Autos und Mobiliar, mehr als vier Millionen betrug der Immobilien-Schaden.
Mehr als 100 Feuerwehrleute aus Chur und Umgebung waren im Einsatz. Das Areal rund um die Postauto-Garage wurde sofort abgeschirmt, rund 50 Personen aus den umliegenden Häusern evakuiert. Der Auslöser des Brandes war ein technischer Defekt in einem der Postautos, teilte die Staatsanwaltschaft Graubünden später mit. Da der Defekt nicht von aussen sichtbar war und auch nicht im Rahmen der regelmässigen Wartungsarbeiten hätte bemerkt werden können, hat die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren eingestellt. Auch die Kettenreaktion, sei nicht vorhersehbar gewesen, weshalb weder der Fahrer, noch die Wartungsfirma oder der Hersteller des betroffenen Postautos zur Verantwortung gezogen werden könne.
Domat/Ems, 2024: Brand im Dorfkern
Am 8. April 2024 brach im Dorfkern von Domat/Ems ein Feuer aus. Dabei wurden zwei Ställe vollständig zerstört, auch zwei Nachbargebäude wurden beschädigt. Die Schäden an einem der Wohnhäuser waren erheblich. Verletzte Personen gab es keine. Drei Personen wurden für eine Rauchgasuntersuchung ins Spital gebracht. Insgesamt waren 120 Feuerwehrleute im Einsatz, darunter jene aus Ems, Chur und der Ems Chemie.
Die Meldung, dass es im Zentrum von Domat/Ems brennt, kam kurz vor 07:00 Uhr. Nach etwa drei Stunden sei das Feuer unter Kontrolle gewesen. Neben den Feuerwehrleuten waren auch Mitarbeitende des Amtes für Natur und Umwelt, der Gemeinde Ems und der Rettung Chur im Einsatz. Zudem wurde ein Kran einer Privatfirma für Abräumarbeiten eingesetzt.