Zu den einst im ganzen Alpenraum verbreiteten Feuerbräuchen gehört das Scheibenschlagen. In Graubünden war der Brauch stark verbreitet, wie die Flurnamen noch zeigen, doch heute wird er nur noch im deutschsprachigen Untervaz und in den romanischen Gemeinden Danis-Tavanasa durchgeführt, immer am ersten Fastensonntag, wenn die Fasnacht (ausser in Basel) vorbei ist.
Glühende Himmelskörper fliegen ins Tal
Schon nach Neujahr beginnen die Buben – meistens unter Anleitung ihrer Väter – die Scheiben aus den Buchenstämmen zu bearbeiten. In Schnüren aufgereiht und zum Trocknen aufgehängt warten die Scheiben dann, dass sie oberhalb des Dorfs auf Haselruten gesteckt, am Feuer zum Glühen gebracht und mit einem ausholenden Schwung auf das Holzkatapult geschlagen werden. Wenn sie vom Stock wegfliegen und als glühende Himmelskörper zu der unten im Dorf wartenden Bevölkerung ins Tal rotieren, muss der jeweilige Schläger laut ausrufend die Scheibe noch jemandem widmen. Wenn dies das begehrte Mädchen ist, erkennen wir, dass der möglicherweise vorchristliche Lichtkult eine irdischere Dimension angenommen hat.