1. Wie viele Personen sprechen Rätoromanisch in der Schweiz?
Heute geben 39'691 Erwachsene Personen (ca. 0.5% der Schweizer Bevölkerung bzw. 13.9% der Bündner Bevölkerung) Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an (BFS 2021). Die Zahl der Rätoromanen und Rätoromaninnen ist seit Jahrzenten bei rund 40'000 Personen nahezu stabil.
Die Schweizer Gesamtbevölkerung wächst allerdings, darum sprechen im Verhältnis immer weniger Menschen Rätoromanisch. Heute sind dies noch 0.5% der Bevölkerung.
Werden die Personen mit Rätoromanisch als Hauptsprache und jene, welche Rätoromanisch als bekannte Sprache angaben, gemeinsam betrachtet, machen diese 1.5% der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren aus. Somit sind hierzulande rund 104’000 Personen ab 15 Jahren mit dem Rätoromanischen vertraut.
2. In der Schweiz sprechen etwa gleich viel Personen Rätoromanisch wie Liechtenstein Einwohner hat
Von den in der Schweiz gesprochenen Sprachen liegt Rätoromanisch hinter den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch, Albanisch, Serbisch / Kroatisch, Spanisch und Türkisch. Aber die Personen, welche Rätoromanisch als Hauptsprache angeben, füllen z.B. das St. Jakob-Park-Stadion in Basel.
Ein anderes Beispiel? Wir sind nicht wenige – wir würden auch ein ganzes Land füllen. Es gibt fast genau so viele Rätoroman:innen wie Liechtensteiner:innen.
3. Romanisch wird überproportional von über 65-jährigen gesprochen
Im Vergleich zur Altersstruktur der gesamten Bevölkerung der Schweiz ist festzustellen, dass Sprecher:innen des Rätoromanischen im Schnitt älter sind. Die über 65-Jährigen machen 30.4% der Rätoromanisch-Sprechenden aus, bei einem Anteil von 20.5% dieser Altersgruppe an der gesamten Schweizer Bevölkerung.
4. Die Geschlechterverteilung ist ausgewogen
5. Fünf Idiome - die romanischen Sprachregionen im Kanton Graubünden
Graubünden verfügt als einziger Kanton der Schweiz über 3 Amtssprachen (Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch). Rund 23'756 Personen geben Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an. Dies entspricht rund 13.9% der Kantonsbevölkerung (BFS, 2020).
Rätoromanische Idiome: Ein Idiom ist eine Spracheigenschaft einer kleineren, meist regionalen Gruppe von Sprachbenutzern. Beim Rätoromanischen sind die Idiome keine Dialekte, denn sie werden nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben.
- Sursilvan
Sursilvan ist das meistverbreitete Idiom und wird im Vorderrheintal (ab Laax/Flims), im unteren Valsertal bis nach Ilanz und in der Cadi (Kreis Disentis) gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 54.8% der Bevölkerung Rätoromanisch. - Sutsilvan
Sutsilvan ist das am wenigsten verbreitete Idiom und wird im Gebiet Hinterrhein/Schamsertal gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 15.4% der Bevölkerung Rätoromanisch. - Surmiran
Surmiran wird vor allem im Oberhalbstein (Surses mit Zentrum Savognin) und im Albulatal (Sotses) gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 44% der Bevölkerung Rätoromanisch. - Puter
Puter wird im Oberengadin und Bergün/Filisur gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 30% der Bevölkerung Rätoromanisch. - Vallader
Vallader wird im Unterengadin und Münstertal gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 79.2% der Bevölkerung Rätoromanisch.
Lokal existieren noch dutzende von Ortsdialekten (z.B. Tuatschin, Medelín oder das Jauer aus dem Münstertal etc.), welche die rätoromanische Sprachlandschaft zu einem verwirrenden Mikrokosmos machen.
6. Wo spricht man Rätoromanisch?
Rund 11'555 Menschen mit der rätoromanischen Hauptsprache (32.7%) leben ausserhalb des Kantons Graubünden.
7. Tiffel, truffel oder hardefel?
- Sursilvan: truffel
- Sutsilvan: hardefel
- Surmiran: tiffel
- Puter: ardöffel
- Vallader: Mailinter
- Rumantsch Grischun: tartuffel
Ein weiteres Beispiel ist der Wald – «igl uaul» – je nach Sprachregion aber auch «il god», «igl gôt», «igl gòld» oder «il guaud». Oder aber «Bun di», «bund de», «bien di», «bùn gi» und «allegra». Diese fünf Möglichkeiten gibt es auf Rätoromanisch für «Guten Morgen».
Wegen der früheren Abgeschiedenheit vieler Orte und Täler haben sich im Kanton Graubünden 5 verschiedene Idiome entwickelt. Diese Sprachidiome sind teilweise so unterschiedlich, dass sich z.B. ein Rätoromane, der in Müstair im Münstertal wohnt und eine Rätoromanin, die in Disentis/Mustér in der Surselva lebt, nicht auf Anhieb verständigen können. Wenn man die Distanz zwischen Müstair und Disentis bedenkt, ist das aber nicht wunderlich, denn die beiden Orte trennt eine Postauto- und Zugreise von rund 4,5 Stunden. Das ist ca. gleich weit wie eine Zugfahrt von Chur, quer durch die Schweiz, nach Genf.
Mit dem Rumantsch Grischun hat man versucht, eine einheitliche Schriftsprache zu etablieren.
Quellen: